Klimawandel – Küste – Kultur

Was bedeuten Klimafolgen für das kulturelle Erbe – aus kulturhistorischer Sicht? Kann „Relocation“ eine Rolle spielen, um drohende Kulturverluste aufzufangen?

Diesen Fragen nähert sich Prof. Dr. Konrad Küster in seinem Vortrag am Beispiel der „Musikstadt Venedig“ und der „ältesten Orgellandschaft der Welt“ (Deich, Marschland, Freiheitsrechte und Kulturpflege an der Nordsee [NL, D, DK]).

Link zum Vortrag

Die Schäden, die die herbstlichen Adria-Hochwasser von 2018 und 2019 dem Weltkulturerbe Venedig zufügten, führten der Weltöffentlichkeit vor Augen, welche kulturellen Folgen der globale Anstieg der Meeresspiegel haben kann. Damit erwächst der Bedarf einer Klimafolgenforschung auch in kulturgeschichtlichen Fächern: Welchen Beitrag können sie leisten, sei es in der Vermittlung der Risiken an die Öffentlichkeit, sei es als Ansprechpartner der „etablierten“ Klimaforschung?

Der Vortrag umreißt zu Beginn die venezianische Situation und befasst sich dann mit den (geringen) Chancen, bedrohte Bauten durch Versetzung an einen sichereren Ort zu retten. Hierbei kommt eine Kulturregion in den Blick, die ähnlich wie Venedig nicht versetzbar ist und ebenfalls eine zentrale Rolle auch in der Musikgeschichte spielt: die Marschengebiete am Weltnaturerbe Wattenmeer. Ihre 600 Jahre alte Orgeltradition entfaltete sich als Teil einzigartiger Küsten-Lebensformen, die seit der Jungsteinzeit gewachsen waren.

Konrad Küster ist Professor für Musikwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Zu seinen Hauptforschungsgebieten (innerhalb der europäischen Musik des 16.– 19. Jahrhunderts) gehören

  • die Ausstrahlung venezianischer Musik auf den mitteleuropäischen Raum (zum Beispiel bei Heinrich Schütz);
  • die Entwicklung von Musik im Protestantismus (das 2016 erschienene Buch Musik im Namen Luthers wurde 2021 mit dem Hermann-Sasse-Preis ausgezeichnet);
  • die Musikkultur im Marschland an der Nordsee als Orgellandschaft (seit 2013 war seine Wanderausstellung Orgeln an der Nordsee – Kultur der Marschen an 57 Orten zu sehen).

Weitere Informationen zu Prof. Dr. Konrad Küster auf der Seite des Musikwissenschaftlichen Seminars der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.