»A Saxon Christmas«

Im Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum 2017 kam es zwischen dem Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Freiburg (Prof. Dr. Konrad Küster) und der Musikabteilung der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) zu einer Projektkooperation, deren letzte Veröffentlichungsstufe nun bevorsteht.

Die SLUB beherbergt (teils als Besitz, teils als Depositum) eine einzigartige Sammlung von Notenhandschriften der unmittelbaren Nach-Reformationszeit. Sie überstand die Dresdner Bombennächte des Frühjahrs 1945; allerdings sickerte anschließend Wasser der Elbe durch die brüchig gewordenen Fundamente des damaligen Bibliotheksgebäudes in die sicher geglaubten Magazine ein. Die Bestände wurden maximal beschädigt und daraufhin notdürftig gesichert. Bis heute sind allerdings nur schmale Ausschnitte tatsächlich gerettet, weil natürlich aufwendigste Restaurierungsmaßnahmen (verbunden mit digitalen Techniken) erforderlich sind. Sie sind das Ziel der aktuellen Arbeiten.

Was also tun? Es wurde ein mehrstufiges Projekt ins Auge gefasst, um die Problematik in der Öffentlichkeit zu platzieren: auf einem Weg, der zunächst zu einer Konzertaufführung führen sollte und von dort aus möglichst weite Kreise schlüge. Zunächst wurden Werke ermittelt, die nach diesen Noten (in deren gegebenem Zustand) überhaupt aufführbar sind und sich in einer exemplarischen Konzertaufführung sinnvoll miteinander kombinieren lassen; zu ihnen wurden gemeinsam mit Studierenden am Musikwissenschaftlichen Seminar die Noten erstellt. Für die Aufführung wurden einesteils das Spezialistenensemble »The Renaissance Men« (Leitung Manfred Cordes, Bremen), andernteils als Medienpartner Deutschlandfunk Kultur gewonnen. Pandemiebedingt konnte das Konzert, das im Dezember 2021 dann endlich realisierbar wurde, nur hinter verschlossenen Türen mitgeschnitten werden; es wurde zu Weihnachten 2021 erstausgestrahlt. Hintergründe hat die SLUB in einem Beitrag dargestellt.

Nun geht es um eine neue Stufe: Es ist gelungen, das Konzert ins Angebot der European Broadcasting Union weiterzuvermitteln. So strahlt nun die BBC das Konzert zwar zu einer suboptimalen Zeit aus (25.12. zwischen 02.00 und 04.00 Uhr MEZ); aber daraufhin steht das Konzert auf den Seiten der BBC 30 Tage im Netz. Das ist dann die weltweit maximale Öffentlichkeit für ein in der Lehre am Musikwissenschaftlichen Seminar begonnenes Projekt.

Direktlink zur Sendung (ab 25.12.2022): https://www.bbc.co.uk/programmes/m001g9zg.